Käsar – Outdoor & Wandern

Drei Tage in den Lechtalern!

Drei Tage in den Lechtalern!

In aller Kürze

  • Länge: 94 km
  • Startpunkt: Osterode am Harz
  • Endpunkt: Thale
  • Anforderungen: Typische Mittelgebirgswanderung. Keine technischen Schwierigkeiten. Etwas Trittsicherheit und Kondition erforderlich.
  • Höchster Punkt: Brocken (1142 m)
  • Beste Jahreszeit: Ganzjährig (im Winter evntl. Schneeschuhe nötig)
  • Link zur Tour (outdooractive)

Tourenbericht

Prolog

23 Jahre hat es gedauert, bis für zwei Flachlandtiroler der Traum einer Hüttentour dann doch wahr wurde. Wenn man es genau nimmt nicht die erste, sondern zweite Hüttentour, da wir im Rahmen unseres Studiums schon zwei Nächte auf dem Prinz-Luitpold-Haus verbracht hatten.

Die Tourenauswahl war dann aber auch ein Graus. Pläne wurden geschmiedet und wieder verworfen. Wie lange haben wir Zeit und Lust? Drei Tage? Fünf? Eine Woche? Welche Anforderungen können wir uns zumuten? Am Ende entschieden wir uns für die Lechtaler Alpen, weil sie für uns relativ schnell erreichbar sind, die Hüttendichte hoch, aber trotzdem nicht überlaufen ist.  Als Strecke hatten wir uns dann eine Drei-Tages-Rundtour von Gramais entschieden, die ohne Klettersteige oder sonstige alpine Schikanen auskommt. Das schwierigste Stück war der Übergang über die östliche Dremelscharte, die drahtseilversichert war.

Anreise

Um 10:30 kamen wir erst aus Hannover los, da ich zuhause am Vorabend noch das Zelt vergessen hatte. Knappe 8 Stunden später kamen wir am Campingplatz in Vorderhornbach an, zahlten beim sehr netten und lockeren Besitzer nen Zwanni und bauten unser Zelt auf. Naja, zumindest bis wir bemerkten, dass das Zelt nicht im Auto war. Wir hatten es doch tatsächlich schon wieder liegen lassen. So hatten wir zwei Optionen: Im Auto oder unter freiem Himmel schlafen. Letzteres schien die günstigere Option zu sein, zumal es trocken bleiben sollte.

13.09.2018: Gramais – Hanauer Hütte

Der Wecker klingelte um 6. Wir hatten überraschend gut geschlafen, obwohl sich unsere Erfahrung im „unter freiem Himmel schlafen“ mit 0 beziffern lässt. Als wir um 7:30 loskommen, beschleicht uns  ein ungutes Gefühl in der Magengegend, dass wir als Aufregung abtuen.

Wir rollen um 8 gemütlich am Dauerparkplatz in Gramais ein. Außer uns war nur eine Gruppe mit Kletterequipment am Parkplatz. Diese hatten dasselbe Ziel, uns aber am Anfang schnell überholt.

Im Prinzip ging es über den Uhde-Bernays-Weg immer am Platzbach entlang, den wir nach 20 Minuten querten. Danach begann der steile Aufstieg zum Kogelsee. Dieser war zwar mit 3h angegeben, aber schon in den ersten Kehren war klar, dass wir länger brauchen würden. Mein Magen drehte nun vollends am Rand und auch die immer wieder eingelegten Pausen änderten nichts an dem unguten Gefühl. An einem gewissen Punkt waren wir kurz davor wieder abzusteigen, aber ich sagte mir, dass ich nach 2h nicht schon wieder kehrt mache und nach Hause fahre.

Auf geht's
Blick zur Hörnergruppe
Kogel mit Kogelsee von der Kogelseescharte gesehen
Oberer Parzinnsee mit Dremelspitze (links) und Parzinnspitze (rechts)

Nach quälend langen 3:30h (wir waren dann wohl doch nicht sooooo langsam wie befürchtet) kommen wir am Kogelsee, den wir für eine ausgiebige Rast- und Fotopause nutzen. Das Panorama kann sich sehen lassen: Der Kogel mit seinen steilgestellten Schichten aus Hauptdolomit spiegelt sich im See und auch unser Weiterweg zur Kogelseescharte ist (noch) gut einsehbar. Nachdem ich also die Schuhe ausgezogen und den Rucksack von seiner Regenhülle befreit hatte, kam, was kommen musste: Regen, der im Laufe der „Pause“ immer stärker wurde sodass wir dann doch schnell zusammenpackten und weiterliefen. Der Weg führte erneut in Kehren relativ steil hinauf zur Scharte, die wir nach 40 min im doch unangenehmen Regen erreichten. Pünktlich zum Erreichen der Scharte hört der Regen auf und es klart auf sodass wir das zu einer weiteren Rast nutzen. Zum Glück hörte nicht nur der Regen sondern auch mein Magengrummeln auf. Im Nachhinein die richtige Entscheidung. Ich sollte die folgenden Tage keine Probleme mehr bekommen.

Der Abstieg von der war zwar moderat, aber das vorherrschende lose Geröll machte doch zu schaffen, weil man gefühlt alle 10m fast wegrutscht. Wir sind froh, als wir am oberen Parzinnsee auf schön zu laufenden Wiesenboden wechseln, der aufgrund der herauskommenden Sonne schon am trocknen war. Der Rest des Abstieges zur Hanauer Hütte führte dann ohne Probleme auf zuweilen rutschigen Pfaden.

In der Hütte angekommen nahmen wir ein Zimmer, weil warum nicht? 😀 Zu Abend gab’s dann die heißersehnten Käsespätzle, die in kürzester Zeit weggeatmet wurden. Nach zwei Weizen und vollem Bauch ging’s dann ins Bett.

Parzinnhütte
Endlich sieht man sie, die Hanauer Hütte

14.09.2018: Hanauer Hütte – Steinseehütte

Irgendwie wars ne unruhige Nacht. Immer wieder wache ich vom knatschen der Betten auf und höre leise den Regen auf das Fenster prasseln. Das wird schon wieder aufhören, dachte ich mir und schlief weiter.

Der nächste Morgen sollte mich desillusionieren. Sichtweite maximal 70 m, Regen, klasse. Nach dem reichhaltigen Frühstück also die Sachen gepackt und raus in den, jetzt, Nieselregen. Wir nahmen den Weg über die östliche Dremelscharte, weil diese wohl etwas angenehmer und flacher als die Westliche sein soll. Bei null Sicht steigen wir wieder, immer die nächste Markierung suchend, in Kehren auf. Als dann das Hochkar unterhalb der Dremelscharte erreicht ist, löst sich der Nebel etwas auf und gibt den Blick auf die umliegenden Berge frei. Geil! Schießt es aus mir heraus. Weniger geil schaut dann der Weiterweg zur Scharte aus. „Da soll’s hochgehen?“ Puh. Es geht zwei Schritte vor, einen rutscht man zurück. In der Rinne angekommen, löst sich die Anspannung aber zusehends. Es sieht schlimmer aus als es ist. Die Drahtseile am Einstieg sind zu dieser Jahreszeit eher überflüssig, im Frühsommer aber bestimmt nützlich. Über gröbere Brocken und viel Schutt (hatte ich schonmal erwähnt, dass hier echt viel Schutt ist?) geht es rauf, bis man sich an einem zweiten Seil die letzten 20 m fast hochziehen kann.

Wegweiser an der Hanauer Hütte
Blick zurück zur Hanauer Hütte
Die Wolken geben zwischendurch die spektakuläre Landschaft frei
östliche Dremelscharte

In der Scharte gabs erstmal ne ausgedehnte Brotzeit, die Sonne kam raus und gab den Blick auf den Bergwerkskopf frei. Der Abstieg war zwar etwas mühselig, aber technisch anspruchslos. Beim Steinsee gab’s dann wieder eine Rast (wir hatten ja noch ewig Zeit). Auch hier fing es dann wieder pünktlich an zu regnen. Also wieder alles einpacken und weiter. Irgendwann bemerken wir ein Geräusch, das an eine Drohne erinnert, halten inne, bis es wieder verschwindet. Wir denken uns nichts weiter, gehen weiter bis wir wieder dieses Geräusch hören, schauen nach links und sehen einen Mann in der Bergwand hängen, der mit ner Bohrmaschine hantierte. Sah schon beeindruckend aus.

Gegen Mittag kamen wir an der Hütte an. Wir waren komplett allein, nahmen ein Lager und verbummelten den restlichen Tag in/an der Hütte.

Blick hinüber zum Bergwerkskopf
Steinsee im Nebel
Steinseehütte

15.09.2018: Steinseehütte – Gramais

Morgens wieder das gleiche Spiel: Keine Sicht, Regen. Wir warteten bis 9 mit der Hoffnung auf Besserung. Diese sollte allerdings erstmal nicht kommen. Also ging’s relativ flach im Dauerregen auf die andere Seite des Talkessels, wo wir die ersten Gämse sichteten (ein Beweisfoto gibt es nicht, da zu weit weg). Die Laune stieg mit jeder Minute, in der sich das Wetter besserte. Man sah die Hütte und bekam auch mal die atemberaubende Landschaft zu sehen.

Als wir die Steinkarscharte erreichen, zieht es wieder zu. Die Sicht sinkt auf 100 m, es beginnt wieder zu regnen. Am Gufelgrasjoch machen wir noch eine kurze Pause bevor es an den Abstieg nach Gramais geht. Dieser stellt sich aufgrund des Wetters als ziemlich unspektakulär da, bis wir wieder ins dichte Gebüsch absteigen. Dort riss die Bewölkung auf und gab den Blick aufs Otterbachtal, in das wir nach Gramais abstiegen. Der Abstieg brachte dann doch etwas mehr Abwechslung mit kleinen seilgesicherten Passagen. Alle 10 Minuten machten wir Fotopausen und horchten dem rauschen der Wasserfälle. Was auffiel: Menschen hatten wir noch keine gesehen. Die begegneten aus erst im Branntweinboden, wo wir dann schließlich auf den Otterbach treffen, an dem wir gemütlich zurück zum Auto wanderten.

Blick auf die Steinseehütte
Alpensalamander
Gufelhütte
Blick ins Otterbachtal
Gramais hat uns wieder

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